Das Konflikt-Eskalations-Modell? Viele Menschen scheuen Konflikte und verschleppen sie lieber, als sie zu lösen. Dabei gibt es sehr gute Möglichkeiten, mehr Sicherheit bei Konfliktgesprächen zu bekommen!
Dazu gehört natürlich das sehr bekannte 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Doch auch das hier beschriebene Konflikt-Eskalations-Modell (Phasenmodell der Eskalation) nach Friedrich Glasl ist absolut nützlich.
Dieses Modell bietet Dir eine Struktur, mit der Du Konflikte analysieren und einfacher bewältigen kannst.
Das gewinnst Du mit dieser Strategie:
- Früherkennung: Das Modell hilft dir dabei, Anzeichen und Symptome von Konflikten rechtzeitig zu erkennen, bevor sie sich weiter verschärfen und eskalieren.
- Verständnis der Konfliktdynamik: Das Modell unterstützt dich dabei, die Dynamik des Konflikts und die Wechselwirkungen zwischen den Konfliktparteien zu verstehen. Es identifiziert verschiedene Eskalationsstufen und beschreibt typische Verhaltensmuster in jedem Stadium.
- Entwicklung geeigneter Maßnahmen: Basierend auf der Diagnose des Konfliktniveaus kannst du gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Konflikt zu deeskalieren und eine positive Konfliktlösung zu fördern. Das Modell bietet verschiedene Interventionstechniken für jede Eskalationsstufe.
- Förderung konstruktiver Kommunikation: Durch die Anwendung des Modells wirst du ermutigt, offen und ehrlich mit den Konfliktparteien zu kommunizieren. Dies trägt zur Klärung von Missverständnissen bei und fördert eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Konfliktpunkten.
- Erhalt von Beziehungen: Das Modell unterstützt dich dabei, die Beziehung zwischen dir und den Konfliktparteien zu erhalten und zu verbessern. Indem der Konflikt konstruktiv bearbeitet wird, können langfristige Schäden vermieden und eine bessere Zusammenarbeit aufgebaut werden.
Das Glasl-Konflikt-Modell bietet dir somit einen wertvollen Rahmen, um Konflikte zu analysieren, zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zur Konfliktbewältigung zu ergreifen. Es fördert eine proaktive Herangehensweise an Konflikte und trägt dazu bei, eine konstruktive und harmonische Arbeitsumgebung zu schaffen.
Konflikte lassen sich nach Glasl in 9 Stufen, welche sich in drei Ebenen mit jeweils drei Abstufungen unterteilen.
In der ersten Ebene können beide Konfliktparteien noch gewinnen (Win-Win). In der zweiten Ebene verliert eine Partei, während die andere gewinnt (Win-Lose) und in der dritten Ebene verlieren beide Parteien (Lose-Lose).
Glasl weist den verschiedenen Eskalationsstufen folgende Strategiemodelle zur Deeskalation zu:
- Stufe 1–3: Moderation
- Stufe 3–5: Prozessbegleitung
- Stufe 4–6: sozio-therapeutische Prozessbegleitung
- Stufe 5–7: Vermittlung/Mediation
- Stufe 6–8: Schiedsverfahren/gerichtliches Verfahren
Konflikt – Lösung
Erste Ebene (Win-Win)
Stufe 1 – Verhärtung
Konflikte beginnen mit Spannungen, z. B. gelegentliches Aufeinanderprallen von Meinungen. Es ist alltäglich und wird nicht als Beginn eines Konflikts wahrgenommen. Wenn daraus doch ein Konflikt entsteht, werden die Meinungen fundamentaler. Der Konflikt könnte tiefere Ursachen haben.
Stufe 2 – Debatte
Ab hier überlegen sich die Konfliktpartner Strategien, um den anderen von ihren Argumenten zu überzeugen. Meinungsverschiedenheiten führen zu einem Streit. Man will den anderen unter Druck setzen. Schwarz-Weiß-Denken entsteht.
Stufe 3 – Taten statt Worte
Die Konfliktpartner erhöhen den Druck auf den jeweils anderen, um sich oder die eigene Meinung durchzusetzen. Es findet keine verbale Kommunikation mehr statt und der Konflikt verschärft sich schneller. Das Mitgefühl für den „anderen“ geht verloren.
Zweite Ebene (Win-Lose)
Stufe 4 – Koalitionen
Der Konflikt verschärft sich dadurch, dass man Sympathisanten für seine Sache sucht. Da man sich im Recht glaubt, kann man den Gegner denunzieren. Es geht nicht mehr um die Sache, sondern darum, den Konflikt zu gewinnen, damit der Gegner verliert.
Stufe 5 – Gesichtsverlust
Der Gegner soll in seiner Identität vernichtet werden, z.B. durch Unterstellungen oder ähnliches. Hier ist der Vertrauensverlust vollständig. Gesichtsverlust bedeutet in diesem Sinne Verlust der moralischen Glaubwürdigkeit.
Stufe 6 – Drohstrategien
Mit Drohungen versuchen die Konfliktparteien, die Situation absolut zu kontrollieren. Sie soll die eigene Macht veranschaulichen. Man droht z. B. mit einer Forderung (10 Mio. Euro), die durch eine Sanktion („Sonst verklage ich Sie auf…“) verschärft und durch das Sanktionspotenzial (Anwaltsbrief) untermauert wird. Hier entscheiden die Proportionen über die Glaubwürdigkeit der Drohung.
Dritte Ebene (Lose-Lose)
Stufe 7 – Begrenzte Vernichtung
Hier soll dem Gegner mit allen Tricks empfindlich geschadet werden. Der Gegner wird nicht mehr als Mensch wahrgenommen. Ab hier wird ein begrenzter eigener Schaden schon als Gewinn angesehen, sollte der des Gegners größer sein.
Stufe 8 – Zersplitterung
Der Gegner soll mit Vernichtungsaktionen zerstört werden. Massive eigene Schäden werden in Kauf genommen.
Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund
Ab hier kalkuliert man die eigene Vernichtung mit ein, um den Gegner zu besiegen.
Wenn Du tiefer in die Materie einsteigen willst, empfehlen wir Dir:
- Friedrich Glasl: Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater
- Eine geradezu lehrbuchmäßige Darstellung aller Eskalationsstufen nach Glasl liefert der Film „Der Rosenkrieg“ von Danny de Vito.
Wir wünschen Dir erfolgreiche Gespräche und gelingende Konfliktlösungen!